
Dr. Monika Pelz
Honorare
€ 165,- pro Leseeinheit
Fahrt- und Übernachtungsspesen
Lebenslauf
Geboren in Wien
Studium der Philosophie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Verarbeitet ihre Erfahrungen als empirische Sozialforscherin in zahlreichen Kinder-
und Jugendbüchern, die sich durch den Einsatz innovativer Stilmittel und das
Ineinandergreifen von realistischen und phantastischen Elementen auszeichnen.
In ihren Büchern ist die Identitätssuche junger Menschen, die Auseinandersetzung
mit Berufsproblemen und die Situation der Frau in der Gesellschaft ein besonderes
Anliegen der Autorin.
In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt bei Biographien und
historischen Romanen.
1999 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis
2000 Österreichischer Würdigungspreis für das Lebenswerk
2010 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis
Interview
Leseprobe
"Ein Paradebeispiel für das Zusammenspiel von Bewusstem und Unbewusstem ist die
1796 entstandene Elegie Alexis und Dora, über die Schiller sagt:`Gewiss
gehört sie unter das Schönste, was Sie gemacht haben.´
`Ach! unaufhaltsam strebet das Schiff mit jedem Momente
Durch die schäumende Flut weiter und weiter hinaus!
Lange Furchen hinter sich ziehend, worin die Delfine
Springend folgen, als flöh ihnen die Beute davon.´
Auf das Bild des ins Meer hinaus fahrenden, von Delfinen begleiteten Schiffs folgt
eine Rückblende: Alexis, ein griechischer Kaufmann, ist eben dabei, zu einer
Handelsfahrt in See zu stechen, und verabschiedet sich von seiner Nachbarin Dora.
Sie gibt ihm einen Korb mit Früchten aus ihrem Garten mit auf die Reise. Und
da - im Wunder eines Augenblicks - wird er sich seiner Liebe zu ihr bewusst. Auch
sie liebt ihn. Überwältigt von ihren Gefühlen, küssen sie einander. Alexis kann
sein Glück kaum fassen. `Dora, und bist du nicht mein?´ Dora erwiderte
ihm:
`Ewig!´
Doch noch ehe das Schiff den Hafen verlassen hat, wird Alexis
schon von heftiger Eifersucht gequält.
`Ja, ein Mädchen ist sie! und die sich geschwinde dem einen
Gibt, sie kehret sich auch schnell zu dem andern herum.´
Wild und verzweifelt ruft er Zeus an, das Schiff mit dem Blitz zu
zerschmettern, seine Waren den tobenden Wellen, ihn selbst den Delfinen zum Raub zu
geben, da glätten sich mit einem Mal die inneren Wogen und Alexis (oder der Autor)
endet:
`Nun, ihr Musen, genug! Vergebens strebt ihr zu schildern,
wie sich Jammer und Glück wechseln in liebender Brust.
Heilen könnet ihr nicht die Wunden, die Amor geschlagen;
Aber Linderung kommt einzig, ihr Guten, von euch.´
Der jähe, unmotivierte Eifersuchtsanfall des Alexis trübt für Schiller
die Schönheit des Gedichtes. Lieber hätte er Alexis´ `glückliche Trunkenheit´ für
immer festgehalten. Goethe versucht, eine (wie immer unzulängliche) Erklärung zu
geben, die er mit der Bemerkung schließt: `So viel zur Rechtfertigung des
unerklärlichen Instinkts, durch welchen solche Dinge hervorgebracht
werden.´(Johannes Brahms wird, was Goethe `solche Dinge´ nennt, zu
einem rauschhaft schönen Lied vertonen und Schillers Wunsch ist im Grunde ja auch
erfüllt: Alexis´ `glückliche Trunkenheit´ ist für immer festgehalten.)
Friedrich Schlegel schreibt über Alexis und Dora an seinen Bruder August
Wilhelm:
`Wer so dichten kann, ist glücklich wie ein Gott.´"
(aus: Den Blick auf das Herz der Welt. Die Lebensgeschichte des Johann Wolfgang Goethe, Beltz & Gelberg, 2009, Weinheim, Basel, Seite 157 - 159)