
Ulrike Motschiunig
Lebenslauf
- geboren 1965 in Ried im Innkreis, wuchs inmitten der Hügellandschaft des
Innviertels auf
und schrieb schon als Kind gerne Texte - nach Abschluss der Handelsakademie als Bankangestellte tätig
- begann sich nach der Geburt ihrer beiden Kinder auf das Schreiben
von Kinderbüchern zu konzentrieren - lebt mit ihrer Familie in Klagenfurt
Auszeichnungen:
- 2011 Buchliebling für "Glück gesucht!"
- 2013 Auszeichnung auf der Lemburger Buchmesse
Honorare
€ 200,00 pro Leseeinheit
Fahrt- u. Nächtigungskosten
Ab 3 Lesetagen mit 3 Lesungen pro Tag Sondervereinbarung möglich;
Für Schulen: Förderung durch Kulturkontakt Austria
Interview
Was bedeutet für Sie LESEN?
Lesen bedeutet mir sehr viel. Es ist abtauchen in eine andere Welt, manchmal auch abschalten vom Hier und Jetzt. Ich mag Texte, in die ich wie von selbst versinken kann und die mich mit auf ihre Reise nehmen.
Was bedeutet für Sie SCHREIBEN?
Schreiben ist kreativer Ausdruck. Es ging mir schon immer so, dass ich schreibenderweise näher bei mir selbst sein konnte, als zum Beispiel beim Erzählen. Mit meinen Büchern und den dazugehörigen Akteuren fühle ich mich deshalb auch sehr verbunden.
Warum schreiben sie gerade für Kinder und Jugendliche?
Für Kinder zu schreiben empfinde ich als etwas Besonderes. Einerseits, weil
die Bandbreite an möglichen Themen und Texten fast unerschöpflich ist,
andererseits, weil ich es spannend finde, mich in die Altersgruppe, für die mein
Text gedacht ist, hineinzuversetzen. Sicherheit gibt mir dabei, dass mir
immer wieder auffällt, dass meine Kinder ähnliche Dinge lustig finden, die auch mir
als Kind gefallen haben.
Wie wichtig ist Ihnen beim Schreiben der Adressat?
Der Adressat ist quasi die Quelle meiner Geschichten. Waren es vor einigen Jahren meine eigenen Kinder, die mich inspirierten, Texte für Kinder zu schreiben, so ist es heute der Dialog mit meinen jungen Lesungsgästen. Wo gelacht und gescherzt wird, sprudeln auch neue Ideen.
Gibt es Themen, die Sie nicht loslassen, die sie schon öfters in Ihren Texten angegangen sind?
Beim Schreiben geht es mir um die Einstellung zum Thema an sich. Es macht mir
Freude, das Leben von der fröhlichen, positiven Seite zu sehen, und ich möchte
auch, dass sich das in meinen Kindertexten wiederspiegelt. Freilich heißt das
nicht, dass sich nicht auch Problemthemen in meinen Texten finden können. Aber
verglichen mit einem Trinkglas sehe ich dieses lieber als halbvoll, als
halbleer. Deshalb gehört ein positives Ende der Geschichte für mich zum
pädagogischen Wert.
Meinen Sie, dass Geschichten die Wirklichkeit beeinflussen und ändern können?
Ja, das kann man so sehen. Ein Protagonist, in dem man sich wiederfindet, kann zum
Problemlöser werden. Ich glaube daran, dass positive Texte Kindern guttun.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie an einem neuen Buch arbeiten?
Da sind ganz viele unterschiedliche Gefühle. Ich bin aufgeregt, erfreut und erwartungsvoll. Manchmal aber bin ich auch ungeduldig, vor allem dann, wenn mein Lebensalltag mir nicht genüg Zeit zum Schreiben lässt. Und dann gibt es auch den spannenden Moment an dem das Projekt zu Ende geführt wird. Den allerletzten Satz. Und den Mouseclick auf meinem Computer, mit dem ich die neue Geschichte entlasse und an den Verlag schicke. Eine Achterbahn der Gefühle also.
Welchen Stellenwert hat Humor für Sie?
Humor gehört zu den ganz wichtigen Dingen im Leben. Ich mag Bücher, die mich zum
Lachen bringen und ich freue mich, wenn meine jungen Leser Spaß an meinen Texten
haben.
Wären Sie nicht Autorin, welcher Beruf wäre für Sie vorstellbar?
Auf alle Fälle müsste mein Beruf mit Menschen zu tun haben. Ich könnte mir sehr gut
vorstellen, mit Kindern zu arbeiten. Sie sind ehrlich, spontan und zeigen
meist offen ihre Gefühle. Auch ein helfender Beruf könnte mich reizen: Hebamme sein
zum Beispiel.
Leseprobe
Lustlos stapfen die Zwillinge hinter ihren Eltern durch den Wald.
"Schau! Das Märchen vom Froschkönig! Das ist doch dein Lieblingsmärchen, Leonie!",
ruft Frau Hausmann, als sie bei der Tafel, auf der ein großer, grüner Frosch mit
Krone aufgezeichnet ist, ankommen.
"Das war es einmal, vor hundert Jahren!",
murrt Leonie. Die Familie geht weiter. Sie kommen beim Märchen vom tapferen
Schneiderlein vorbei und gehen weiter zum Märchen von den drei Brüdern. "Tim! Lies
doch mal vor!", sagt Frau Hausman.
"Das macht keinen Spaß!", murrt Tim. "Langsam habe ich es satt!", schimpft Herr
Hausmann.
"Ihr seid patzig und undankbar!" "Sind wir nicht!", verteidigt sich Leonie. "Ihr
wollt nur nicht einsehen, dass wir keine Babys mehr sind! Welches Kind in unserem
Alter interessiert die Märchenwandermeile?" "Stimmt!", mischt sich Tim ein. Und
plötzlich reden alle durcheinander. Frau Hausmann will wissen, was denn der Meinung
der Kinder nach interessanter wäre. Herr Hausmann findet, dass man solch
undankbaren Geschöpfen gar keine Wünsche mehr erfüllen sollte. Tim versucht zu
erklären, dass er gerne einen Kochkurs besuchen würde, und Leonie findet ihre
Eltern einfach nur gemein. Die Familie ist wieder ein-mal mitten in einem
Streit.
"Keiner hört dem anderen zu … anderen zu! Alle reden durcheinander …
durcheinander! Ja, ja, ein Problem … eindeutig ein Problem!", tönt es plötzlich von
irgendwo her. Leonie, Tim, Herr und Frau Hausmann verstummen wie auf Kommando und
schauen sich um. Auf der Bank direkt neben der Tafel vom Märchen mit der
Brunnenhexe sitzt eine alte Frau.
"Guten Tag!", sagt Herr Hausmann und wird rot im Gesicht. "Wir haben Sie gar nicht
bemerkt!"
"Die sieht gruselig aus!", flüstert Tim, der hinter seinem Vater steht. "Lasst uns
weitergehen!"
"Ja, ja, ein Problem des nicht Zuhörens!", wiederholt die alte Frau und nickt
geistesabwesend. Dann beginnt sie in ihrer giftgrünen Stofftasche zu kramen. "Da
habe ich etwas für euch, das haben wir gleich … ja, ja … gleich! Na, wo ist denn
mein … ah, da ist es ja!"
Tim beobachtet, wie sie ein dickes, graues Buch aus ihrer Tasche zieht und eifrig
darin zu blättern beginnt. "Zuhören … lauschen … lauschen … ah, ja, da hab ich
es!"
Herr Hausmann macht Anstalten weiterzugehen. Leonie, Tim und Frau Hausmann folgen
ihm.
"Stopp! Nicht so schnell! Ich kann euch helfen!", ruft die alte Frau.
"Lasst uns gehen! Sie ist unheimlich!", flüstert Tim noch einmal.
"Vielleicht ist sie einsam und freut sich, wenn sie ein paar Worte mit jemandem
reden kann!", antwortet Herr Hausmann und wendet sich wieder der alten Dame zu.
"Schönes Wetter heute, nicht?"
Die alte Frau nickt und kichert. Dann hält sie das aufgeschlagene Buch ganz dicht
an ihre Augen, hebt mit gestrecktem Zeigefinger die knochige Hand und beginnt zu
lesen:
"Krötenschleim und Meeresrauschen,
große Ohren sind zum Lauschen,
Gelsentanz und Hummelplauschen,
wer nicht hören will, muss tauschen!"
(aus: "Voll verzaubert - endlich erwachsen!" G & G Verlag 2017)
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